Vom Kloster zur Stadt

Museum Heilsbronn

Katastrophenhochwasser

Am 30. Juni 1947 ereignete sich in Heilsbronn ein historisches Hochwasserereignis

Aus Anlass des fünfzigsten Jahrestages dieses einschneidenden Ereignisses veröffentlichte die Fränkische Landeszeitung am 30. Juni 1997 folgenden Zeitungsartikel:

"Vor 50 Jahren: Unwetter über Heilsbronn

Wassermassen überfluteten die Stadt und töteten Vieh

Pfarrer rettete Kunstwerke – Urlaubsgast war „wackere Frau“ – Augenzeugen

HEILSBRONN – Am 2. Juli 1947 stand in der Mittwochsausgabe der FLZ, einer der beiden einzigen Ausgaben innerhalb einer Woche der damaligen Nachkriegszeit, der Kurzbericht über eine entsetzliche Naturkatastrophe am Montagnachmittag, dem 30. Juni `47: Wie der Blitz aus heiterem Himmel traf es die Stadt. Ein Wolkenbruch mit fürchterlichen Blitzen und ungeheurem Donner von Stundendauer ging hernieder und überflutete in Minutenschnelle die Heilsbronner Innenstadt, als den Marktplatz, den Münstervorplatz sowie Keller und Erdgeschosse von Anliegern und den Bereich der Klostermühle mit dem Sägewerk.

Ältere Stadtbewohner konnten sich an nichts dergleichen erinnern. Es gab keine Aufzeichnungen in den Annalen über ein ähnliches Unwetter. Im Münster selbst mussten die Reparaturarbeiten unterbrochen werden. Dort sollte demnächst anlässlich der Bachwoche ein musikalisches Werk von J. S. Bach aufgeführt werden. Unvorstellbare Wassermassen ergossen sich in Richtung Stadtmitte. Die marode Kanalisation konnte das Wasser nicht fassen. Vieh und zahlreiches Geflügel fielen ihm zum Opfer. Nicht alles konnte gerettet werden.

Eine „manneshohe“ Flutwelle stürzte aus drei Himmelsrichtungen zu Tal, ins Schwabachtal hinein. Wasser drang in das Refektorium ein – damals als katholische Kirche genützt – und verwüstete vorhanden Einrichtungen und Utensilien, beispielsweise den erst kurz zuvor aufgestellten und neuen, geweihten Altar, der in sich zusammenstürzte. Der katholische Pfarrer Hans Hausmann kämpfte mit freiwilligen und mutigen Helfern schwimmend, hingebungsvoll und teilweise vergebens gegen die schlammige Flut. Zuerst mussten bewegliche Kunstwerke in Sicherheit gebracht werden, dann wurden tagelang mit zwei Motorpumpen (Baujahr 1942), die den Krieg gut überstanden hatten, schmutziges Wasser abgesaugt und modernder Schlamm geschöpft.

Eine zum Urlaub im „Klosterhof“ weilende Vortragskünstlerin aus Frankfurt, so erfuhr man Tage später aus der Zeitung, half aufopferungsvoll unter Einsatz ihres Lebens im Bereich der Klostermühle. Man würdigte sie mit einem gesonderten Artikel unter der Überschrift „Eine wackere Frau“. Wörtlich hieß es dazu: „Sie entriss eine beträchtliche Anzahl von gefährdetem Vieh den Fluten“.

Kühe schwimmend gerettet

Der Mühlbach war damals noch nicht kanalisiert und lag offen. Er wuchs zu einem reißenden Fluss an. Es bildeten sich „Stromschnellen“. „Meterhoch stand das Wasser, aus dem drei verendete Schweine geborgen wurden“, weiß ein eingesetzter Feuerwehrmann zu berichten. Die Pferde des Müllers konnten sofort in Sicherheit gebracht werden, aber weil im Kuhstall das Wasser fast bis zur Decke stand, bekamen die Rinder kaum mehr Luft. Felix Heupel, der damalige Klosterhofwirt, wusste die Situation zu meistern. Schwimmend nahm er die Tiere von den Ketten und beförderte sie einzeln durch die Stalltür, die sich unter dem Wasserspiegel befand und an der sich heftige Strudel gebildet hatten. Er hielt den Kühen die Nasenlöcher zu und drückte ihren Kopf unter dem Türsturz hindurch ins Freie, während Karpfen aus dem Birnbaumsweiher umherschwammen.

Der frühere städtische Angestellte Thomas Knörr bezahlte seinen dortigen Einsatz fast mit dem Leben. Er wurde von einer wegtreibenden Kuh in den Bauch getreten, geriet unter Wasser und konnte im letzten Moment ohne Bewusstsein in ein Schlauchboot gezogen werden, das R. Lederer hatte besorgen können. „Die Bergung der Kühe aus dem Stall der Mühle war zu diesem Zeitpunkt schon nahezu abgeschlossen“, erinnert sich Knörr heute noch gut, „da brachte man mich zu Dr. Meindorfner sen., wo man mich sprichwörtlich auf den Kopf stellte, um das geschluckte Wasser aus meiner Lunge zu bekommen. Ich hatte wirklich großes Glück“.

Sechs Wochen nach der unvorstellbaren Überschwemmung stand in der Fränkischen Landeszeitung, dass wegen mangelhafter Straßenreinigung jetzt jeden Mittwoch und Samstag und natürlich vor Feiertagen gekehrt zu werden hatte, vielleicht auch des vorausgegangenen Unwetters wegen, denn die Aufräumungs- und Reinigungsarbeiten dauerten noch Wochen. Keller mussten leergepumpt, Wohnhäuser gereinigt, Hausgeräte geputzt und Möbel getrocknet werden. Schlammbedeckte Straßen und Plätze waren tagelang verwüstet und bedurften der gründlichen Pflege.

                                                               Helmut Engerer"

Ende Zeitungsbericht